Wein Lese Land marbach + bottwartal 1/2018

Günther Lohfink (links) und Gerhard Thuller machen sich an den Rebschnitt.

Die Weinerlebnisführer Gerhard Thullner und Günther Lohfink rücken Piwis in den Fokus – auch bei den Wein Lese Tagen.

Pilzwiderstandsfähige Rebsorten – aus marketingtechnischer Sicht hat der Name noch viel Luft nach oben. Sperrig klingt’s, findet Günther Lohfink. Auch die Kurzform „Piwi“ ist nicht so wirklich das Gelbe vom Ei. „Für mich ist Piwi die Abkürzung für ‚prächtige, individuelle Weine, Interesse?’“, erklärt der Weinerlebnisführer aus Murr und schmunzelt. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich mit den Reben, die als Kreuzungen aus europäischen Reben und pilzresistenten amerikanischen Arten um die Jahrhundertwende in der Zeit zwischen 1880 bis 1935 in Frankreich entstanden sind. Auf rund 100 Hektar werden in Württemberg derzeit pilzwiderstandsfähige Sorten angebaut. Tendenz steigend. „Ich versuche, bei meinen Führungen wenn möglich, mindestens einen Piwi dabei zu haben“, erzählt Günther Lohfink. Seit vergangenem Jahr bietet er darüber hinaus zusammen mit seiner Frau Renate sogar eine spezielle Führung durch die Marbacher Terrassen-Weinberge an, die da lautet: Mit Piwis in den Feierabend.

 

„Viele können mit dem Namen Piwi nichts anfangen“, so die Erfahrung von Weinerlebnisführer Gerhard Thullner, „deshalb wollen wir auch die Wein Lese Tage als Plattform nutzen, um sie bekannter zu machen“. Dabei wolle man nicht oberlehrerhaft wirken, sondern die Besucher einfach neugierig auf „andere Weine“ machen. „Die Leute sind oft erstaunt, wie gut die Piwis schmecken“, erzählt Lohfink. So sei der Johanniter bei Verkostungen von Teilnehmern schon als der bessere Riesling bezeichnet worden.

Die Vorteile für die Wengerter liegen für Günther Lohfink auf der Hand: Der Kosten- als auch der Zeitaufwand sind weitaus geringer als bei herkömmlichen Rebsorten. „Man muss Piwis maximal zweimal spritzen und hat auch weniger Fahrwege“, erklärt Günther Lohfink. „Das passt in den ökologischen Weinbau und zum Thema Nachhaltigkeit.“ 154 Weinerlebnisführer gibt es derzeit in Württemberg. Gerhard Thullner ist seit 2012 einer von ihnen. Seit 2015 ist der Marbacher Erster Vorsitzender des Vereins Weinerlebnisführer Württemberg.
14 Weinerlebnisführer decken die Region Neckar- und Bottwartal ab. Die Nachfrage nach den Angeboten ist groß, inzwischen gibt es Wartelisten. „Wir sehen uns als eine Art Vermittler zwischen Winzer und Kunden“, beschreibt Lohfink seine Rolle. „Wir haben sozusagen eine Schlüsselstellung inne. Ein großer Teil unserer Aufgabe ist es, ein Bewusstsein zu schaffen – auf beiden Seiten.“ (kaz)