Wein Lese Land marbach + bottwartal 2/2019

Einmal im Monat – immer von Donnerstag bis Sonntag – hat der Besen geöffnet

Vater und Sohn Waldbüsser vereinen im Kleinbottwarer Weingut Tradition und Moderne. Der neueste Sortenzuwachs, die Sauvitage- Traube, vereint die Genetik von Riesling, Grauburgunder und Sauvignon blanc.

Der Grundstein für das Weingut Waldbüsser, das gerade mal eine halbe Autostunde von der Landeshauptstadt entfernt am Rande von Kleinbottwar im Herzen des Bottwartals liegt, wurde 1981 gelegt. Hat Dieter Waldbüssers Vater seine Trauben noch bei der Genossenschaft in Großbottwar abgeliefert, steigt der Sohn schließlich in die Selbstvermarktung ein und baut den landwirtschaftlichen Gemischtbetrieb nach und nach zu einem reinen Weingut um. Fünf Hektar Rebfläche bewirtschaften Dieter Waldbüsser und Sohn Steffen seit zehn Jahren in einer GbR. 60 Prozent der Weine sind Rotweine. Die Aufgaben im Betrieb sind klar verteilt. Für den Ausbau der Weine zeichnet Steffen Waldbüsser verantwortlich. 2013, nachdem er den Techniker für Weinbau und Önologie an der Weinbauschule in Weinsberg abgeschlossen hatte, stieg er in das elterliche Unternehmen ein. Die Philosophie des Sohn-Vater-Duos: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Eine Grundregel, die für die beiden für die Arbeit im Weinberg ebenso wie die Arbeit im Keller gilt. Dabei soll die Tradition erhalten, aber auch Neues ausprobiert werden. Die Rebsorte Sauvitage etwa. In diesem Jahr hat die pilztolerante weiße Rebsorte ihren Namen bekommen. 1988 wurde sie in Weinsberg gekreuzt. „Sie ist sehr fruchtig und pflegeleicht. Man muss nur zwei Mal im Jahr spritzen“, freut sich der 36-jährige Juniorchef über den jüngsten Sortenzuwachs. Die Sauvitage-Trauben vereinen die Genetik von Riesling, Sauvignon blanc und Grauburgunder. Allesamt Sorten, die im Trend liegen. Darüber hinaus hat die pilzwiderstandsfähige Sorte eine sehr hohe Peronosporafestigkeit. Aufgrund ihrer Lockerbeerigkeit ist sie auch botrytisfest. Vor zwei Jahren haben die Waldbüssers die Weinsberger Züchtung angepflanzt. Heuer wurden die Trauben mit 106 Grad Oechsle geerntet. Ob die rund 170 Liter dann sortenrein auf den Markt kommen oder in einer Cuvée verarbeitet werden, haben Vater und Sohn noch nicht endgültig entschieden. Der Anbau von Piwi-Sorten habe nicht nur den Vorteil, dass die Bewirtschaftung zeitlich weniger aufwendig ist, sondern auch nachhaltiger. „Man kann Spritzmittel einsparen.“ Apropos Spritzmittel: Auch, wenn der Betrieb keine Ökozertifizierung hat, ist Steffen Waldbüsser der Hinweis wichtig, dass auf den Rebflächen kein Glyphosat gespritzt wird. „Wir verfolgen einen nützlingsschonenden Pflanzenschutz“, betont der Jungwinzer. Verkostet werden können die Weine aus dem Keller der Waldbüssers in der modernen Vinothek oder aber in der 1993 eröffneten Weinstube.

Mutter Iris hat in der Küche das Sagen und bringt neben Besen-Klassikern auch leichte Küche auf den Teller.

Einmal im Monat – immer von Donnerstag bis Sonntag – hat der Besen geöffnet. Darüber hinaus ist der Glühweintreff im Dezember weit über die Region hinaus ein Anziehungspunkt für Weinfreunde. Mit der „WeinZeit“ will Steffen Waldbüsser ein etwas jüngeres Publikum als im regulären Weinstuben- Betrieb ansprechen – unter anderem auch mit anderen Speisen. „Die Leute bedienen sich bei der WeinZeit selbst und es gibt dann zum Beispiel vitello tonnato oder einen mediterranen Teller oder je nach Jahreszeit auch mal einen karamellisierten Spargel.“ (kaz)

Marleen Waldbüsser an der Seite von Ehemann Steffen.