Wein Lese Land marbach + bottwartal 2/2018

Bernd Gemmrichs Name steht nicht nur für edle Weine aus Beilstein-Schmidhausen, sondern auch für exquisite Destillate. Mehr als 50 Brände finden sich im Sortiment.

Seine Brände sind preisgekrönt. Seit Jahren. Seit Jahrzehnten. Die Edelbrennerei von Bernd Gemmrich zählt zu den besten in Deutschland. Kundschaft aus Nah und Fern schätzt seine Destillate. Schon als kleiner Bub war Bernd Gemmrich dabei, wenn der Vater den Brennkessel anwarf. Vieles hat er von ihm gelernt, vieles hat er im Lauf der Jahre noch perfektioniert. Die Tradition bewahren und dennoch immer wieder Neues ausprobieren – dafür steht der Weinmacher und Brenner aus Schmidhausen, einem Teilort der Stadt Beilstein.

Um die 50 Brände finden sich im Gemmrichschen Sortiment. Darunter Destillate aus neueren ebenso wie aus alten, fast vergessenen Obstsorten wie etwa dem Speierling, einer Sorte die geschmacklich zwischen Quitte und Birne liegt. Auch Zibärtle, Schlehen, Trauben-, oder Rosenblüten verarbeitet der 56-Jährige zu exquisiten Tropfen. Nicht zu vergessen die sortenreinen Tresterbrände, die von vielen Kunden geschätzt werden. „Früher waren das hauptsächlich die Sorten Riesling und Trollinger, die man dazu verwendet hat. Heute sind es eher Gewürztraminer und Muskattrollinger.“ Ein feines und aromatisches Aroma, das beinahe jeder Kunde mag, hat der Waldbrombeergeist. Am Haselnussgeist scheiden sich hingegen die Geister, erzählt Petra Gemmrich und schmunzelt.

Zwischen zweieinhalb und drei Stunden dauert die Produktion eines Brandes. Im Kupferkessel, der 150 Liter fasst, erhitzt Bernd Gemmrich die Maische schonend. Die Dämpfe werden aufgefangen und abgekühlt. Bevor die Destillate in den Verkauf kommen, werden sie mindestens ein Jahr lang gelagert.

2018 ist ein schwieriges Jahr für die Brenner, sagt Bernd Gemmrich. „Die Brombeeren sind praktisch komplett ausgefallen. Die Dürre hat sie vertrocknen lassen. Auch die Äpfel sind schon früh von den Bäumen gefallen.“

Was derzeit sein ausgefallenster Brand ist? Bernd Gemmrich muss nur kurz überlegen. „Das ist der Zigarrenbrand“, sagt der Schmidhäuser. „Der geht etwas in die Richtung von Whiskey.“ 44 Volumenprozent Alkohol hat er auf der Brust. „Normalerweise sind es so um die 40 Prozent“, erklärt der Profi aus Schmidhausen. Dazu ein Hauch von Vanille und eine rauchige Komponente. Die Grundlage ist natürlich eine andere als beim Whiskey: Da ist die Basis Korn, beim Zigarrenbrand ist es Wein. In den 80er und 90er Jahren hat Bernd Gemmrich den Brand aus zugekauftem Wein hergestellt. Von 1989 bis 1992 brannte er den edlen Tropfen. Zwischen 2500 und 3000 Liter wurden als Destillat gelagert. Dann kam der Schatz ins Holzfass. „Jetzt stechen wir dann das letzte Fass davon an.“

Auf jeden Trend aufspringen, das ist so gar nicht nach Bernd Gemmrichs Geschmack. „Ich stehe eher auf klassische Obstbrände, in denen ich die Aromen der Natur einfangen kann. Williams und Mirabelle zum Beispiel“, sagt der 56-Jährige und schaut zu seiner Tochter Anja. Die lächelt, weil sie weiß, was der Vater gleich sagen wird: Dass die Tochter und er in der Sache nicht ganz einer Meinung sind…

Und in der Tat liebäugelt Anja Gemmrich mit der Herstellung von Gin, für sie das Trendgetränk schlechthin. Diesen Winter würde sie sich gern an das Projekt machen. „Er muss in der Heimat verortet sein, das bedeutet, die Botanicals müssen etwas mit der Heimat zu tun haben. Deshalb möchte ich auch Apfel verwenden“, sagt sie und ihre Augen leuchten. Aber ganz ohne den Papa geht das Projekt dann auch nicht. „Wenn es ans Brennen geht, dann komm doch wieder ich ins Spiel“, weiß Bernd Gemmrich und schmunzelt. (kaz)

Tochter Anja Gemmrich möchte einen Gin herstellen. Zitrone und Wacholderbeeren gehören mit zu den Grundzutaten für das Trendgetränk.