Wein-Lese-Land Magazin 01/19
Der Kleinbottwarer Bio-Winzer Reinhard Schäfer setzt auf Alte Reben. Die Rebstöcke seines Grauburgunders wurden 1977 gepflanzt.
Alte Reben stehen für hohe Qualität und dichte Aromen. Immer mehr Weinmacher werben deshalb auf ihren Etiketten mit dem Begriff „AlteRebe“ – auch wenn dieser weinrechtlich nicht definiert ist. Reinhard Schäfer verzichtet auf dieses Marketinginstrument– zumindest auf den ersten Blick. Denn Trauben in seinem ältesten Weinberg werden von Rebstöcken geerntet, die es auf stolze 42 Jahre bringen. Doch auf dem Etikett des Grauburgunders steht nicht „AlteRebe“, sondern Grauburgunder„77“ als Hinweis auf die Pflanzung der Rebstöcke Vom 2017er lagern nur noch ein paar Kartons im Keller des Kleinbottwarer Bioweingutes. Der 2018er Jahrgang ist bereits abgefüllt. Eine leichte Holznote verleiht dem edlen Weißen der Ausbau im aus Spessart-Eiche gefertigten Barriquefass.„Sie wächst auf kargen, kalkhaltigen Böden und durch das harte Holzbekommt der Grauburgunder weniger Tanine, dafür aber eine schöne leichte Vanillenote“, gerät Reinhard Schäfer ins Schwärmen. Etwa die Hälfte seines Rebbestands auf den rund 4,5 Hektar, die zu seinem Betrieb gehören, ist älter als 30 Jahre. Früher habe man einen Wengert in der Regelnach 25 Jahren gerodet, wenn die Breite der Rebzeilen nicht mehr gepasst hat, oder man Sorten umstellen wollte. Heute lasse man Rebstöcke häufiger stehen, erzählt Karin Schäfer. „Der Ertrag wird weniger, die Qualität besser.“ Selbst haben. die Schäfers vor vier Jahren zum letzten Mal einen Weinberg gerodet. Der Schwarzriesling kam raus, Helios rein. 2019 wird die Piwi-Sorte zum ersten Mal sortenrein abgefüllt. Spätburgunder, Trollinger, Silvaner, Riesling, Grauburgunder und Samtrot – alles Sorten, bei denen Reinhard Schäfer auf alte Reben setzt – und in Zeiten des Klimawandels gleichzeitig auf deren Vorzüge zurückgreift. „Alte Reben sind bei Trockenheit wesentlich stabiler. In unseren alten Anlagen haben wir nirgendwo eine Bewässerungsanlage“, berichtet der 61-Jährige. Ihre tief in den Boden ragenden Wurzeln, erleichtern und verbessern die Wasserversorgung. Denn die Nährstoffe zieht die Rebe aus ihren oberen, in der sogenannten Humus-Schicht steckenden Wurzeln. Trocknet der Boden aus, wird die Nährstoffaufnahme ausgebremst. Alte Reben können dann aus tieferen Schichten Wasser in die oberen Wurzeln transportieren. Angesichts des für dieses Jahr erneut prognostizierten Dürresommers ein Vorteil für den Winzer. Wobei der Bio-Weinmacherin Sachen Bewässerung generell eher restriktiv vorgeht. „Wir bewässern nur dort, wo es erforderlich ist. Und auch da nur punktuell und sparsam“, betont Schäfer, der überzeugt ist, dass man Rebstöcke ein Stück weit auch erziehen kann. „Wenn man viel Wasser gibt, dann bilden sich die Wurzeln nach oben aus. “Seine alten Reben müssen ganz ohne zusätzliche Bewässerung auskommen. (kaz)
Seine Leidenschaft gehört dem Wein. Aber nicht nur. Mit 14 Jahren war Reinhard Schäfer Gründungsmitglied der Band Purple Sun. Zwar spielt der Kleinbottwarer seit 1981 nicht mehr in einer Band und doch kann man ihn regelmäßig hören. Bei Festen im Weingut oder aber auch bei Weinproben. „Zwischen der Verkostung der einzelnen Weine spiele ich immer ein Lied – dann ist Ruhe“, erzählt der 61-Jährige und schmunzelt. „Meine Gitarre steht immer im Büro.“