Wein Lese Land marbach + bottwartal 3/2017

Dany Arnold ist die gute Seele im Wengerterstüble des Weingutes Bruker

Die Besenwirtschaften gehören zur Weinregion Württemberg. Die Konzepte der hiesigen Weinmacher sind unterschiedlich.

Besenwirtschaften laden vor allem im Herbst und Winter zur Einkehr ein – und sind so etwas wie ein schwäbisches Kulturgut. Sich mit Bekannten auf ein Glas Wein und ein Essen treffen, oder sich einfach an einen Tisch zu Fremden setzen, um miteinander ins Gespräch zu kommen hat hierzulande Tradition. Geselligkeit ist das Zentrum der schwäbischen Besenkultur. Und den Besen gibt es inzwischen in zig Facetten. Wir stellen drei Varianten aus dem Bottwartal vor:

Iris und Dieter Waldbüsser bewirten ihre Gäste mit Herzblut.

Bis vor 15 Jahren haben die Waldbüssers zu so genannten Hoffesten eingeladen. Zwei Mal im Jahr. Doch der Andrang war groß. Zu groß. Das Eröffnen einer Besenwirtschaft war im Rückblick die richtige Entscheidung. Zwei Mal im Monat öffnet die Kleinbottwarer Weinmacher-Familie nun den Besen – immer von Donnerstag bis Sonntag. Die meisten der Gäste sind Stammgäste aus der näheren Umgebung, aber auch aus dem Großraum Stuttgart machen sich viele Weinfreunde nach Kleinbottwar auf und genießen Wein und Essen inmitten von Feld und Reben.

Das Regiment in der Küche führt Iris Waldbüsser. Sie sorgt dafür, dass die Gäste Klassiker wie Bratwürste und Schlachtplatte bestellen können, weiß aber auch, dass der Trend etwas weg vom Fleisch geht. Ihre Kartoffelrösti mit geräuchertem Lachs haben sich längst herumgesprochen und ihre Liebhaber. Einen Besen zu führen ist harte Arbeit. „Da komme ich auf einen 18-Stunden-Tag“, erzählt Iris Waldbüsser. An einem normalen Sonntag werden 50 Kilo Kartoffeln abgekocht. Geschält werden sie von der 85-jährigen Schwiegermutter, gerädelt vom Seniorchef Dieter Waldbüsser. „Mit einer Rädelmaschine – aber das will auch gelernt sein“, sagt er und schmunzelt.

Petra und Bernd Gemmrich schätzen die familiäre Atmosphäre in Ihrem Besen.

Ein anderes Konzept als die beiden Kollegen fahren die Gemmrichs in Schmidhausen nahe den Löwensteiner Bergen. Jeden Donnerstag und Freitag ist die Weinstube im Weingut geöffnet. „Die Schwiegereltern hatten ihn früher immer von Donnerstag bis Sonntag offen, aber als unsere Kinder dann auf die Welt kamen haben wir das umgestellt, um etwas Zeit für die Familie zu haben“, erzählt Petra Gemmrich. „Die Leute, die zu uns kommen, erwarten, dass wir uns mit ihnen abgeben. Bei uns ist alles sehr persönlich – und mein Mann und ich möchten das auch genau so. Die Leute sollen in Ruhe Wein probieren, etwas dazu essen und miteinander reden können.“ Neben der festen Karte, auf der sich Maultaschen, Bratwurst oder Rauchfleisch finden, bietet Petra Gemmrich jede Woche ein besonderes Essen an. „Das können ein Wurstsalat oder aber auch Knöchle oder was aus dem Backofen sein.“ Dass die Chefin alles höchstpersönlich zubereitet, versteht sich von selbst. Die Samstage sind dann für Veranstaltungen wie Wein- oder Edelbrandproben oder Geburtstage reserviert. (kaz)