Wein Lese Land marbach + bottwartal 3/2017

Reinhard Schäfer hält die Erdabudda seines Großvaters in Ehren.

Auch im Weinbau gibt es viele schwäbische Begriffe, die in Vergessenheit geraten, aber Teil der kulturellen Heimat sind.

Schwäbische Begriffe aus dem Weinbau gibt es viele. „Bodagfährtle“ ist einer der bekanntesten. Er beschreibt den Einfluss, den die gesamte Natur durch Boden, Klima, Umgebung oder Wetter auf das nimmt, was am Ende in der Weinflasche ist. Andere Begriffe sind weniger bekannt, weil die wenigsten noch benutzt werden. Wir haben mit ein paar Weinmachern in der Erinnerungskiste gekramt und einige Begriffe hervorgeholt:

Sonja Schult mit einesm Wischele, einem Reisigbündel. Es trennte beim Ablassen des Mostes die Beerenhäute und Beerenkerne vom Most. 

Stoihäufla bezeichnet kleine Steinhaufen mit etwa zwei Kilogramm schweren Steinen. Sie wurden nach dem Winter, wenn der Schnee geschmolzen war, die Temperaturen wieder stiegen und die Reben vom Boden wieder aufgezogen wurden, im Weinberg angelegt. Sonja Schult: „Die Steine wurden beim „Drechen“ (Ablegen der Reben auf den Boden vor dem Winter) gebraucht. Da man sie im kommenden Jahr wiederverwendete, wurden sie im Weinberg zu kleinen Haufen aufgeschichtet.“

Joshua Dippon mit seiner Gelde.

Hartmann Dippon vom Schlossgut Hohenbeilstein fällt beim Stichwort „schwäbische Begriffe“ als erstes die Gelde ein. Ein kleiner Holzzuber, der unter das Fass gestellt wurde. Aber auch Rebakrähla ist ein schwäbischer Begriff aus dem Weinbau, der dem Beilsteiner auf der Zunge liegt. „Das sind Büschel aus Reisig, mit denen man im Backhaus eingeheizt hat“, erklärt Dippon, der sich auch noch daran erinnert, dass sein Vater immer von einem Oimer Wei gesprochen hat. „Das ist ein altes schwäbisches Mengenmaß von 300 Liter Wein.“

Der erste Begriff, der Reinhard Schäfer aus Kleinbottwar einfällt, ist eine Erdabudda mit Reama – ins Hochdeutsche übersetzt ist das eine Erdbütte mit Halsen in die eineinhalb Zentner Erde passte. „Das ist kleinere stabilere Bütte, mit der im Weinberg beim Roden Erde getragen wurde“, erklärt der Biowinzer. Eine Schranna ist hingegen ein Beet zwischen zwei Weinbergmauern. „Bei uns im Bottwartal hat das so geheißen, aber schon in Mundelsheim hat man dazu nicht Schranna sondern Beetle gesagt.“ Passend dazu fällt Reinhard Schäfer ein, dass im Steinheimer Stadtteil Kleinbottwar die Reben gebogen werden, in Mundelsheim werden sie angehängt. „Und an der Mosel, wo ich gerade beim Lesen geholfen habe, pflücken sie die Trauben“, erzählt er und schmunzelt. (kaz)