Wein Lese Land marbach + bottwartal 3/2017

Der Trollinger ist besser als sein Ruf – und er ist im Portfolio der hiesigen Weinmacher wichtig. Aber er muss „ordentlich“ gemacht sein.

Für eine Genossenschaft in Württemberg gehört der Trollinger unabdingbar zum Standardsortiment. Ohne geht es nicht. Das weiß auch Matthias Hammer. Dass der Vorstandsvorsitzende der Weingärtner Marbach die Fahne des Trollinger auch in für einer für die Rebsorte schwierigen Zeit hochhält ist aber keine Pflicht, sondern ein Bedürfnis. Beinahe jedes der 190 abliefernden Mitglieder hat Trollinger angebaut. „Auf mehr als der Hälfte der genossenschaftlichen Anbaufläche steht bei uns Trollinger.“ Der WG-Chef selbst ist mit rund drei Hektar dabei. „In den besten Lagen – typischerweise in den Steillagen – pflanzen wir nach wie vor Trollinger, denn nur dann wird er auch gut.“

Matthias Hammer und Heidrun Entenmann ernten die letzten Trollingertrauben des Jahrgangs 2017

Vielseitig ist er, der fast ausschließlich in Württemberg angebaute Rotwein, gerät Hammer ins Schwärmen. Das zeigt auch das Sortiment der WG. Es gibt ihn trocken und halbtrocken ausgebaut in der Dreiviertelliter-Flasche und in der Literflasche. Er stellt in Kombination mit Lemberger innerhalb der Württembergischen Weingärtner- Zentralgenossenschaft (WZG), mit der die Marbacher kooperieren, das meist verkaufte „schwäbische Traumpaar“ dar und als Blanc de Noir hat er es bei den Weingärtnern Marbach zum Topseller gebracht. Seit etwa fünf Jahren wird der Trollinger aber auch gehaltvoller ausgebaut: Für die Trollinger Edition Eberhard Ludwig setzen die Marbacher auf Maischegärung. „Wir haben auch schon mal überlegt mit Holz zu arbeiten, haben es aber bisher gelassen.

Das stärkt die Muckis: Marcel Wiedemann beim Unterstoßen der Tollinger-Maische.

“ Berührungsängste mit Holz in Verbindung mit Trollinger hat Marcel Wiedenmann vom Beilsteiner Weingut Sankt Annagarten nicht. 2006 hat er bereits begonnen, den Trollinger für die Serie „Generation“ ins Holzfass zu legen. „Das verstärkt den Rotwein-Charakter.“ Allerdings ist Fingerspitzengefühl gefragt. „Die Rebsorte verträgt nicht so viel Holz und eine so lange Maischegärung wie etwa der Lemberger.“ Auch der Preis vertrage beim Kunden kein Drehen ins Unendliche fügt er – ganz Realist – an.

Das Negativimage, das der Trollinger hat, das bestreitet auch Wiedenmann nicht, habe er zu Unrecht und es sei darüber hinaus von den Wengertern auch oft noch hausgemacht. Er werde kleingeredet, statt den Ertrag zu reduzieren, die Qualität zu steigern und damit das Image aufzupolieren. Teilweise werde noch produziert wie vor 60 Jahren, merkt Marcel Wiedenmann kritisch an. Für den Beilsteiner steht der Trollinger von der Bedeutung her neben dem Lemberger jedenfalls an erster Stelle. „Er ist ein wichtiger Teil unserer Sortenvielfalt und hat eine Zukunft. Davon bin ich überzeugt“, sagt der Bio- Winzer, der auf insgesamt zwei seiner 13 Hektar Trollinger anbaut.

Andreas Roth misst den Zuckergehalt des Saftes mit der Mostspindel.

Auch für Ökowinzer-Kollege Andreas Roth vom Kleinbottwarer Weingut Forsthof ist der Trollinger ein „Klassiker“. „Wenn er ordentlich gemacht ist gibt es Liebhaber.“ Wobei, schränkt der 41-Jährige ein, er sich auch nicht „ewig puschen“ lasse. Warum sich das Württemberger Urgestein, das für den Kleinbottwarer in seinem Sortiment auf jeden Fall seine Berechtigung hat, bei vielen so schwer tut? Andreas Roth macht gleich mehrere Gründe aus. Zum einen gebe es viele Neuzüchtungen, die die Weintrinker interessieren, zum anderen lägen Weißweine derzeit im Trend. „Es gibt einfach mehr Buntheit als früher.“

In seinem Weingut baut Roth auf 1,2 Hektar Fläche Trollinger an. „So richtig viel hatten wir noch nie.“ Angeboten wird er trocken und halbtrocken in der Literflasche, oder aber in der Dreiviertelliter-Flasche in der Kombination mit Lemberger und zu guter letzt auch aus dem Holzfass. „Das macht ihn feinwürzig und runder.“ In der Gutsschänke ist der Trollinger der am meisten getrunkene Wein, berichtet Roth. Und auch auf Messen ist er für ihn unverzichtbar. „Vor allem außerhalb Württembergs in nördlichen Regionen wird man geschimpft, wenn kein Trollinger dabei ist.“ Probieren geht über studieren – das ist ein Stichwort, das für Roth auf den Umgang mit dem württembergischen Klassiker zutrifft. „Und wenn die Leute dann probieren, gibt es oft ein Aha-Erlebnis.

Kellermeister Martin Ortlieb und Christel Krohmer beim ersten Abstich.

“ Fast schon ins Schwärmen gerät Jasmin Krohmer, wenn sie über die rote Rebsorte redet. „Er hat unglaublich viele Facetten – man kann ihn als Aperitif trinken, man kann ihn kräftig oder aber auch als Sommerwein eher leichter ausbauen. Er ist sozusagen ein Maximalgetränk“, sagt die Beilsteinerin und schmunzelt. „Das Negativimage ist absolut nicht gerechtfertigt.“ Wie es aufpoliert werden kann? „In dem wir Wengerter zusammenhalten und ihn uns gemeinsam auf die Fahne schreiben.“ Die Krohmers bauen auf rund 15 Prozent ihrer Anbaufläche Trollinger an. Empfindlich sei die Rebe nicht, sagt die 24-Jährige, aber anspruchsvoll. „Sie braucht viel Sonne und am besten Südhang. Wenn man Trollinger pflanzt, dann sollte man das ausschließlich in seinen besten Lagen tun.“ Im Beilsteiner Weingut Krohmer reift der Trollinger deshalb Jahr um Jahr am Wartberg. (kaz)