Wein Lese Land marbach + bottwartal 2/2019

Das Beilsteiner Weingut Kircher versucht Trends frühzeitig zu erkennen und will nun den Trollinger-Anbau um rund zehn Prozent reduzieren Dafür soll Syrah und Merlot angebaut werden.

Ihr neuestes Produkt kommt an. Im April hat Thomas Kircher den Muskateller Secco gemacht, jetzt im Oktober ist der prickelnde Neuzugang schon zu 80 Prozent verkauft. „Wir werden wieder einen machen. Er wird vor allem von jungen Leuten nachgefragt und passt zu vielen Anlässen“, freut sich Sabine Kircher, Chefin im gleichnamigen Beilsteiner Weingut. Der neue Secco hat seine Feuertaufe bei diversen Hochzeiten und Stehempfängen jedenfalls schon mit Bravour bestanden. Stark im Aufwind sieht Sabine Kircher die Burgundersorten. Seit drei Jahren bauen sie und ihr Mann Thomas Grauburgunder aus. Die Nachfrage ist groß, der Bestand im Keller schwindet immer schnell, deshalb wurde 2018 gleich noch einmal nachgepflanzt – auf Flächen, auf denen bislang Schwarzriesling und Müller Thurgau heranreiften. Für den Trollinger ist Thomas Kircher noch auf der Suche nach einem Ersatz. Die württembergische Traditionssorte soll nicht ganz aus dem Sortiment fallen, aber um etwa zehn Prozent reduziert werden. „Nur Merlot als Ersatz geht nicht, deshalb versuchen wir es vielleicht mit Syrah.

Sonja Schult freut sich, dass so viele Mitglieder mit anpacken.

Die Geschmäcker der Kunden verändern sich, deshalb ist es wichtig, Trends rechtzeitig zu erkennen und zu reagieren“, weiß Thomas Kircher. „Aber natürlich braucht man auch die richtigen Lagen dazu, und man muss seine Kunden kennen und wissen, was sie mögen und wollen.“ Der weitaus größte Teil der Kircher’schen Kundschaft sind Privatkunden. „Mund-zu- Mund-Werbung ist die beste“, weiß Sabine Kircher.

Veranstaltungen auf dem Weingut sind eine Möglichkeit der Kundenbindung ebenso wie der Kundengenerierung. Bei der nächsten offenen Weinprobe am 16. November können gegen einen Unkostenbeitrag von fünf Euro beispielsweise wieder alle Produkte probiert werden. Der Erlös der Weinprobe geht an den Verein „Was uns am Herzen liegt“, der unter anderem das Projekt HOPPS unterstützt – ein deutschlandweites Modellprojekt für mobile häusliche Pflege und Betreuung von krebskranken Kindern. Die Unterstützung ist für Sabine Kircher eine Herzenssache.

Ehemann Thomas Kircher treibt dieser Tage das Thema Klimaerwärmung um. Momentan profitiere der Weinbau noch davon, aber wenn die Temperaturen weiter steigen und sich damit dann auch die Trockenheit verstärkt, bekommt der Weinbau hierzulande ein Problem, ist er sich sicher.

Überhaupt stehe der Weinbau vor schwierigen Zeiten, ist der Beilsteiner Weinmacher überzeugt. An der Klimaveränderung gebe es keinen Zweifel, aber Aktionen wie das Volksbegehren für mehr Artenschutz in Baden-Württemberg, das unter dem Motto „Rettet die Bienen“ steht, sieht Kircher sehr kritisch. „Es wird alles auf dem Rücken der Landwirte und Weinbauern ausgetragen“, moniert Kircher und befürchtet Flächen- und dadurch Wertverluste für den Familienbetrieb. „Meine Frau ist von Haus aus Optimistin, aber ich war schon immer Realist, und das macht es in diesen Tagen nicht einfacher.“ (kaz)