Wein-Lese-Land Magazin 01/19

Vom 19. Mai bis 15. September zeigt das Literaturmuseum der Moderne in Marbach die Ausstellung „Lachen. Kabarett“. Heike Gfrereis schreibt über das Thema.

Joachim Ringelnatz und Leonharda Pieper um 1923

Auch wenn der Wein nicht im Titel der Ausstellung steht, als idealer Begleiter zum Wein kann das Lachen immer empfohlen werden. Mehr noch: Das Wort „cabaret“ bezeichnete früher im Französischen das Gasthaus und die Trinkstube, aber auch das Tablett und die Weingläser samt Flasche. Lachen ist menschlich und deswegen nicht immer eindeutig: Es stiftet Gemeinsamkeiten, überspielt, erleichtert, entkrampft, befreit. Aber Lachen kann auch todtraurig sein oder bitterböse und gemein. Lachen stellt bloß, grenzt aus, setzt herab. In der Vorbereitung dieser Improvisationsausstellung haben Mitarbeiter des Marbacher Archivs und aus befreundeten Archiven und Forschungseinrichtungen tief in die Sammlungen des Hauses geschaut und sich dabei gefragt: Was gibt es in einem Literaturarchiv zu lachen? Wie entsteht der Lacher auf dem Papier? Wie funktionieren Texte, die – wie das Kabarett– auf den Augenblick zielen und unsere Stimme und Bewegung? ‚Kann, muss aber nicht’, ist das Prinzip des Musik-wie des Wort-Kabaretts. Aus unterschiedlichen Perspektiven lädt die Ausstellung in fünf Kapiteln zu Lach-Entdeckungen ein: (1) Lachbox,(2) Lachen sehen,(3) Lachen im Archiv, (4) Lachen hören und (5) Lachlabor. Entstanden ist eine Improvisations-Ausstellung, die von den Besuchern maßgeblich mitbestimmt und erweitert wird: Sie können entscheiden, welche der Exponate groß an Wände projiziert und laut im Raum abgespielt werden, wie Fotos und Begriffe sortiert und Texte grafisch kommentiert werden.

Auch wenn Schiller Biertrinker war, der Wein ist eine der bevorzugten Stimulanzien beim Dichten. Schon in Goethes „Faust“ ist die goldene Regel zu lesen: „Wenn sich der Most auch ganz absurd gebärdet, / Es gibt zuletzt doch noch e’Wein.“ Joachim Ringelnatz, einst Star der Berliner Brettl-Szene, verdiente mit seinen zahlreichen, aber schlecht bezahlten Engagements an den Berliner Kleinkunstbühnen seinen Lebensunterhalt. Bis zu fünf Auftritte brachte er an einem Abend hinter sich, teilweise auf kleinen Bühnen und vor undankbarem Publikum. Deswegen oder trotzdem wusste er: „Die besten Vergrößerungsgläser für die Freuden dieser Welt sind jene, aus denen wir trinken. “Ist der Weinfreund auch Theaterfreund, dann steht sein Lieblingsstück wohl fest: Carl Zuckmayers Komödie „Der fröhliche Weinberg“. Zuckmayer und Ringelnatz sind in Marbach fest im Lach-Chor der Ausstellung angestellt, die rund 250 Exponate zeigt

Carl Zuckmayer, Fasching 1913

Die Ausstellung „Lachen. Kabarett“ ist Teil des von der Kulturstiftung des Bundes und dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst des Landes Baden-Württemberg geförderten Ausstellungsprojektes #LiteraturBewegt.