Wein-Lese-Land Magazin 02/19

Markus Schneider ist Buchhändler aus Leidenschaft – und hat erst vor kurzem den Deutschen Buchhandlungspreis erhalten.

Auf der Bühne stand er schon in der Grundschule. In der vierten Klasse spielte Markus Schneider in einem kleinen Theaterensemble mit. Nach der Schule studierte er dann Schauspiel in Stuttgart. Ein Jahr lang, dann begann der heute 42-Jährige eine Ausbildung zum Buchhändler. „Ich war zu sehr Landei, um mir ein Leben als Schauspieler mit vielen Umzügen vorstellen zu können. Ich hatte Angst vor dem Vagabundensein und brauche meinen Kiez“, erzählt Markus Schneider und schmunzelt. Sein Kiez ist seit 2012 Marbach. In der Schillerstadt hat er seine private und berufliche Heimat gefunden. Auf der Bühne steht Markus Schneider aber dennoch immer wieder. Bei zig Veranstaltungen und Lesungen in seiner Buchhandlung Taube blitzt sein schauspielerisches Talent durch und zieht die Zuhörer in seinen Bann. Und vor kurzem betrat Schneider auch eine ganz große Bühne: In Rostock bekamen er und sein Team den Deutschen Buchhandlungspreis verliehen. 108 Preisträger wurden ausgezeichnet. Die Tauben schafften einen Platz in der Kategorie hervorragend. Eine Bestätigung für den Chef, aber auch für sein Team ohne das Markus Schneider seine Ideen und Visionen nicht umsetzen könnte. Ausgezeichnet wurde Schneider für beide Buchhandlungen – die in Marbach und die in Waiblingen. Kulturstaatsministerin Monika Grütters würdigte Buchhändler als Verteidiger der Demokratie. Die Vielfalt in den Buchhandlungen sei ein Plädoyer für Gedankenfreiheit und Verständigung. Denn Bücher würden dazu einladen, Dinge anders zu sehen. Wer lese, öffne die eigene Weltanschauung für fremde Empfindungen, andere Erfahrungen und neue Erkenntnisse.

Den Preis versteht der 42-Jährige nicht nur als Auszeichnung und Bestätigung für sich und sein Team, sondern auch für die Tauben-Kunden, die das besondere Ambiente, die besonderen Dienstleistungen und das besondere Angebot in den beiden Buchhandlungen zu schätzen wissen. Markus Schneider ist Buchhändler aus Leidenschaft – mit Herz, Humor und Lebensfreude. Natürlich ist der 42-Jährige auch Geschäftsmann und will Bücher verkaufen, und doch sieht er seine beiden Ladengeschäfte nicht nur als Orte, in denen Waren über die Verkaufstheke gehen, sondern als soziale Lebensräume und als freier Kulturträger. Er möchte das Lesen und Einkaufen emotionalisieren und schafft das auch immer wieder aufs Neue, manchmal sogar auf verrückte Art und Weise. Mit unzähligen Kooperationen und Aktionen in und außerhalb der Buchhandlung. Auch in Zeiten der Digitalisierung ist Schneider fest davon überzeugt, dass Buchhändler ein zukunftsfähiger Beruf ist. „Sonst würde ich auch nicht ausbilden.“ Dennoch ist der Marbacher nicht realitätsfern und weiß, dass viele Kinder lieber zum Smartphone als zum Buch greifen. Wie kann man dem Nachwuchs den Zugang in die Literatur eröffnen? Ihn für gedruckte Geschichten begeistern? Denn Bücher erreichen Ecken im Hirn, in die digitale Medien und Fernsehen nicht hinkommen. „Das Allerwichtigste ist, dass es in den Familien vorgelebt wird.“ Schneiders Großmutter hatte einen Schreibwarenladen, in dem sich der junge Bub viel aufhielt. Stundenlang konnte er dort stöbern und sich in Bücher vertiefen. „Mir wurde viel vorgelesen. Das hat mich geprägt“, erinnert sich der 42-Jährige, der sich keinen schöneren Beruf als Buchhändler für sich vorstellen kann. „Den mach’ ich, bis ich in die Grube fall’.“ Der Preis ist Anerkennung und Motivation zugleich. (kaz)