Wein-Lese-Land Magazin 02/2019

Im Beilsteiner Weingut Sankt Annagarten werden die Weine mit viel Liebe und Leidenschaft und sehr aufwendig als Präsente verpackt.

Wer kennt das nicht? Man ist zu einem Essen bei Freunden eingeladen und möchte den Gastgebern eine Kleinigkeit mitbringen. Was passt da besser als eine gute Flasche Wein? Im Idealfall nicht per Zufallsprinzip aus dem Supermarktregal gegriffen, sondern direkt beim Winzer gekauft. „Wir haben viele Kunden, die zu uns kommen und ein Präsent suchen – und natürlich auch finden“, erzählt Marcel Wiedenmann. Und die selbiges dann auch noch aufwendig und individuell verpackt bekommen. Wer die Vinothek des Beilsteiner Weingutes Sankt Annagarten betritt, spürt gleich: Hier wird nicht nur mit viel Liebe und Leidenschaft Wein erzeugt und verkauft, sondern der edle Tropfen wird auch mit viel Liebe und Leidenschaft verpackt. Kartons in unterschiedlichen Größen und Farben liegen in den Regalen. An einem Ständer am Eingang hängen unzählige Geschenktaschen und am Packtisch hinten an der Wand reihen sich zig Bänder in verschiedenen Farben und Materialien aneinander. Den kreativen Part im Beilsteiner Familienbetrieb übernehmen Katharina und Renate Wiedenmann. „Wenn die mal nicht da sind – was selten vorkommt – bin ich ehrlich gesagt froh, wenn die Kunden die ein Präsent verpackt haben möchten, mit dem Verschenken noch ein bisschen Zeit haben, bis die Damen wieder da sind.

Die Fingerfertigkeit mit Schleifchen und dem ganzen Schnickschnack hab’ ich es nicht so“, sagt Wiedenmann und lacht. Mutter Renate und Ehefrau Katharina dafür umso mehr. Die Seniorchefin, die im Weingut für die Bereiche Verwaltung und Verkauf verantwortlich ist, kommt ursprünglich aus dem Einzelhandel. Hans Wiedenmann übernahm den Betrieb 1972 von seinen Eltern, Renate Wiedenmann stieg 1986 ganz mit ein. Seither ist der Ab-Weingut-Verkauf die prägende Säule im Sankt Annagarten. Das Eingehen auf die individuellen Wünsche gerade beim Verpacken ist im Annagarten selbstverständlich. Geht nicht, gibt’s nicht. „Und wenn was doch nicht geht, dann findet man eine pfiffige Alternative.“ Haben bis vor ein paar Jahren viele Firmen Mitarbeiter oder Kunden mit hübsch verpackten Weinpräsenten bedacht, ist das inzwischen nicht mehr wirklich Usus, so die Erfahrung des Bio-Winzers. „Wir haben zwar schon seit Mitte September von einer Firma die Weinbestellung für Weihnachten, aber das machen nur noch ein paar Mittelständler.“ Dafür gibt es viele Privatkunden, die Wein verschenken und verpackt haben wollen. Immer mehr im Kommen ist der Wunsch nach Individualetiketten – für Hochzeiten oder Veranstaltungen etwa. Wobei eine Mindestabnahme von 100 Flaschen für diesen Aufwand sein muss. „Ich hab’ ein Unternehmen gefunden, das kleine Aufträge abwickelt.“ Um auf dem Markt bestehen zu können, braucht es natürlich eine gute Qualität in der Flasche. Doch damit ist es nicht getan. „Wir Winzer müssen uns auch den veränderten Wünschen der Kunden stellen“, sagt Marcel Wiedenmann, der 2006 ins elterliche Weingut eingestiegen ist und die rund 14 Hektar Rebfläche seit 2017 zusammen mit Vater Hans in einer GbR bewirtschaftet. Wie gesagt: Geht nicht, gibt’s nicht bei den Wiedenmanns. (kaz)