Im Kleinbottwarer Weingut Schäfer kann man an auffällig breiten Rebgassen vorbeiwandern, die sich als Segen für Bioweine erweisen.

Karin und Reinhard Schäfer vom Weingut Schäfer beim Wandern

Schon die Website verrät es: Reinhard Schäfer fährt gerne mit seinem Motorrad in die Weinberge zur Arbeit, auch am Sonntagmorgen steht manchmal eine Tour in der näheren Umgebung auf dem Programm. Von Zeit zu Zeit zieht es ihn aber dann doch zu einem Spaziergang in die Weinberge hinaus, um den Wachstumsstand der Reben zu begutachten, denn „das eine schließt das andere ja nicht aus“ – zumindest nicht für einen Vollblutwinzer. Seine Frau Karin dagegen wandert mit Leidenschaft in den Bergen, ist im Bottwartal sportlich aktiv oder unternimmt Feierabend-Touren mit dem Fahrrad.

Alle Rebflächen des Weinguts Schäfer liegen in Kleinbottwar. Da können die Schäfers zu Laubarbeiten auch mal zu Fuß oder mit dem E-Bike an ihren Arbeitsplatz kommen. Wer sie sucht, braucht sich eigentlich nur an den Rebgassen zu orientieren, denn diese sind auffallend breit. Sie sind sogar so breit, dass man mit dem Ackerschlepper durchfahren kann, und das hat nicht nur aus Gründen der Arbeitserleichterung erhebliche Vorteile. Die Sonneneinstrahlung ist günstiger als beim üblichen Abstand, und nach Niederschlägen trocknet die Laubwand schneller ab. Pilzkrankheiten lassen sich dadurch mit den im Bioweinbau zugelassenen Präparaten gut kontrollieren. Zusätzlich sorgen Einsaaten mit Blühpflanzen für ein ökologisches Gleichgewicht im Wengert, was wiederum die Wandernden freut, denen sich ein herrlicher Anblick bietet.

Alles begann 1981 mit einer sehr kleinen Fläche und Flaschenweinvermarktung. Im Jahr 2011 konnte der erste vollzertifizierte Bio-Jahrgang abgefüllt werden. Heute baut das Weingut nach den strengen Richtlinien von ECOVIN, dem Bundesverband Ökologischer Weinbau, auf vier Hektar Rebfläche Spitzenweine aus verschiedenen Rebsorten an. PIWIS, pilztolerante Sorten wie Johanniter und Helios, nehmen inzwischen einen erheblichen Teil der Rebfläche ein. Zuletzt empfahlen 2020 der Weinguide Gault & Millau Deutschland und der Eichelmann Weinführer das Kleinbottwarer Weingut ihrem Publikum.

Die breit angelegten Rebzeilen waren nicht Reinhard Schäfers Idee. Schon sein Großvater Julius hat fortschrittlich gedacht. Er hatte die Idee, dass der Ackerschlepper durch die Reihen der Weinstöcke fahren könnte. Damit hat er, auch wenn er damals vielleicht noch nicht daran dachte, dem naturnahen Weinbau einen guten Dienst erwiesen. Als Reinhard Schäfer, der das Winzerhandwerk professionell erlernt hat, 1982 die Landwirtschaft der alteingesessenen Familie übernahm, wurde die Viehhaltung aufgegeben, Karin und Reinhard Schäfer machten den Weinanbau zu ihrem Lebensmittelpunkt. Aus Liebe zur Natur und dem Wunsch mit ihr statt gegen sie zu leben, wurde von Anfang an auf naturnahe Anbauweise gesetzt. „Das ist Überzeugungssache“, erklärt der Weingutsbesitzer, „wir verdienen dadurch nicht mehr, aber wir haben ein gutes Gefühl.

„Nicht nur der Wein, auch die Kundschaft ist im Laufe der Jahre organisch gewachsen. Von Flensburg bis Kempten kommen inzwischen die Freunde der Schäfer-Weine. Allerdings fehlen jetzt in Coronazeiten das gesellige Element und die persönlichen Begegnungen, bei denen das ein oder andere Glas Wein verkostet wird. Leider kann auch das beliebte Ferienhaus nicht wie gewohnt vermietet werden, und Reinhard Schäfers Vorstandsarbeit bei ECOVIN, dem Bundesverband Ökologischer Weinbau findet nur durch Videokonferenzen statt. Wichtig sind den Schäfers außerdem der Kontakt und die Treffen mit den Bio-Kollegen im Bottwartal. Die Weingüter Adelmann, Sankt Annagarten, Forsthof und das Schlossgut Hohenbeilstein sehen sich nicht als Konkurrenten, sondern arbeiten Hand in Hand, um den Ökoweinbau weiter voranzubringen. Weinbergbegehungen, um den Stand der Reben zu begutachten und den einen oder anderen Wein zu verkosten, sind ein wichtiger Baustein im Jahresablauf eines Wengerters. Mit den Kollegen sind sie derzeit nur eingeschränkt möglich.

Wie es in Zukunft mit Veranstaltungen bestellt sein wird, steht bekanntlich derzeit noch in den Sternen. Die Schäfers hoffen auf den Sommer, um spontan kleinere Events und Verkostungen im Freien anbieten zu können. Zunächst heißt die Devise im Wandermonat Mai „to go“. An der Aktion der Tourismusgemeinschaft Marbach-Bottwartal werden sie teilnehmen, indem sie den Wanderern und Wanderinnen Rotweine, gekühlte Weißweine, Secco sowie Gläser zum Mitnehmen anbieten. Die dürfen sich darauf freuen, denn wo lassen sich die edlen Rebentropfen besser genießen als genau da, wo die Gewächse angebaut wurden? (aha)

Bioweingut Schäfer
Karin und Reinhard Schäfer
Weinbergstraße 21
71711 Kleinbottwar
Telefon 0 71 48 / 89 37
Fax 0 71 48 / 45 45

E-Mail: info@schaeferwein.com
www.schaeferwein.com

Öffnungszeiten:

Montag – Freitag 17.00–18.30 Uhr, Samstag 8.00–13.00 Uhr und nach Vereinbarung

Karin und Reinhard Schäfer vom Weingut Schäfer beim Wandern, (c) Werner Kuhnle