Das Schlossgut Hohenbeilstein thront über der Stadt. Im Park des Weinguts trifft sich ein Quartett zur Verkostung der besonderen Art. Im Mittelpunkt: der Genuss und der fachliche Austausch.
Das Ambiente für eine Verkostung könnte kaum schöner sein. Mächtige Bäume wiegen sich im Wind, ein Springbrunnen plätschert vor sich hin, und immer wieder schiebt sich die Sonne zwischen den Wolken durch. Unten in der Beilsteiner Innenstadt herrscht geschäftiges Treiben, oben im Park des Weingutes Schloss Hohenbeilstein wohltuende Ruhe. Gastgeber Joscha Dippon hat den Tisch gedeckt und alles vorbereitet für seine Winzerkollegen Felix Graf Adelmann vom Weingut Graf Adelmann in Kleinbottwar, Joachim Kölz von der Genossenschaft Weinfactum Bad Cannstatt und Reinhard Schäfer vom Bioweingut Schäfer, ebenfalls in Kleinbottwar. Die Experten genießen in den nächsten zwei Stunden nicht nur ihre Weine, sondern auch den fachlichen Austausch untereinander.
Mitgebracht hat jeder eine Flasche aus dem eigenen Keller: Es gibt einen Riesling vom Schlossgut Hohenbeilstein, einen Johanniter vom Weingut Schäfer, einen Spätburgunder Rosé vom Weingut Graf Adelmann und die Cuvée Travertin Rosé von Weinfactum. Dank der etwas kühleren Temperatur an diesem Tag müssen sich die Wengerter keine Gedanken um die optimale Trinktemperatur machen.
Die Vierergruppe verkostet nicht nur gegenseitig ihre Weine, sie tauscht sich auch ausgiebig über den Weinbau im Bottwartal aus und teilt ihre Erfahrungen mit verschiedenen Jahrgängen. 2014 sei beispielsweise ein schwieriges Jahr gewesen, ist man sich einig. Der Jahrgang 2018 punktet mit einem hohen Alkoholgehalt. Und Weinen aus dem Jahr 2021 schreiben die Vier gerne eine ganz leichte, rauchige Note zu.
Zwischen Plauderei und Expertengespräch im Park hoch über Beilstein wird eines schnell klar: Es ist wunderbar, endlich wieder zusammen genießen zu können – am besten mit einem Glas Wein! (vey)
Die Teilnehmer
Vier gewinnt!
Diese Weine können im Wein-Lese-Shop bestellt werden.
Bioweingut Schäfer
Johanniter „S“, 2019 trocken
„In diese Rebsorte habe ich mich im Markgräfler Land verliebt“, erzählt Reinhard Schäfer. Der Johanniter gehört zu den so genannten Piwi-Sorten, die Züchtungen sind widerstandsfähiger gegenüber Pilzkrankheiten. „Sie hat außerdem einen schönen, geraden Wuchs“, berichtet der Biowengerter, „das macht die Laubarbeiten einfacher!“ Der Wein duftet nach vollreifen Birnen – oder wie Reinhard Schäfer es ausdrückt: „Nach saftigen Birnen, die schon im Gras liegen. Doch durch das ausgewogene SäureZucker-Spiel bleibt der Wein lange hängen.“ Joachim Kölz lobt die „schön strukturierte Säure“, Joscha Dippon die Harmonie des Weines: „Der Wein ist wunderbar leicht und ausgewogen.“ Für Felix Graf Adelmann ist der Wein „trinkig, das gefällt mir sehr gut!“
Alkoholgehalt: 12 %
Restzucker: 2,1 g
Säuregehalt: 6,5 g
Preis: 7,20 Euro
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Schlossgut Hohenbeilstein
Riesling trocken, 2022 VDP Ortswein
Direkt in den Beilsteiner Weinbergen wächst der Riesling des Schlossgutes Hohenbeilstein. Joscha Dippon baut den Ortswein trocken aus: „Ich will die Trauben nicht zu reif, sondern noch schön knackig in den Keller holen.“ Ein Teil des Rosés wird im Holzfass ausgebaut. „Das bringt eine leichte Vanillenote und etwas Pfeffriges ins Glas“, erklärt der Winzer. In der Nase nimmt man bei diesem Riesling zunächst neues Holz wahr – doch „das ist gut eingebunden“, findet Felix Graf Adelmann. Joachim Kölz beschreibt den Wein als „klassischen, runden Riesling mit etwas Spitzigkeit“. Reinhard Schäfer sieht in ihm einen perfekten Begleiter zum Spargel: „Der Wein erinnert an einem typischen Schieferriesling und passt auch zu einer gut gewürzten Spargel-Soße.“
Alkoholgehalt: 13 %
Restzucker: 2,3 g
Säuregehalt: 6,5 g
Preis: 9,90 Euro
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Weingut Graf Adelmann
2021 Spätburgunder Rosé
Einen frisch abgefüllten Rosé hat Felix Graf Adelmann mitgebracht: „Das ist ein idealer Frühlingswein, schlicht, einfach und geradeheraus“. Der dunkle Roséton leuchtet im Glas: „Wir lassen die Trauben auf der Maische gerne ein Stündchen länger liegen, das bringt die tiefe Farbe – und mehr Farbe bedeutet mehr Geschmack“, berichtet er. Ausgebaut wird der unkomplizierte Wein „im Edelstahltank ohne Firlefanz.“ „Da steigt einem sofort Erdbeere in die Nase“, sagt Joachim Kölz nach einem kurzen Glasschwenk, Joscha Dippon ergänzt um eine weitere Frucht: „Und etwas Blutorange!“ Eine leicht rauchige Note erspürt Reinhard Schäfer: „Das ist ganz typisch für den Jahrgang 2021.“
Alkoholgehalt: 11,5 %
Restzucker: 4,4 g
Säuregehalt: 5,9 g
Preis: 7,90 Euro
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Weinfactum
Travertin Rosé
Eine Cuvée aus Spätburgunder, Schwarzriesling und Lemberger gießt Joachim Kölz in die Gläser. „Wir wollten bei diesem Wein mit einer Holznote spielen. Er wird zur Hälfte in neuen Holzfässern ausgebaut.“ Mit dem Travertin Rosé ist ein anspruchsvoller Roséwein gelungen: „Man hat zunächst Holz in der Nase, es braucht einen Moment, bis der Wein aufmacht – aber dann!“, beschreibt Reinhard Schäfer seinen ersten Eindruck. Joscha Dippon lobt die Vanillenote und das gut eingebundene Holzarmoma. Felix Graf Adelmann pflichtet ihm bei: „Ich mag dazu die lebendige Säure der Weines, dieses Würzige.“ Der Rosé passe zu Geflügel wie Ente, da sind sich die Experten einig – oder als Übergang zwischen Weiß- und Rotwein bei einem Menü.
Alkoholgehalt: 12,5 %
Restzucker: 5,2 g
Säuregehalt: 5,6 g
Preis: 9,90 Euro
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