Digital durchs Naturerlebnisland Baden-Württemberg. Die NaturErlebnisWoche 2021 findet online statt.

Akademie für Natur und Umwelt, Schachbrettfalter

Naturerlebnis per Mausklick: Die von der Umweltakademie Baden-Württemberg koordinierte NaturErlebnisWoche steht 2021 unter dem Motto: Wilde/ Weide/Walks. Die Umstände machen es nötig: Sie findet dieses Jahr aufgrund der Coronapandemie digital statt. Vom 30. April bis 7. Mai führen verschiedene Akteure anhand von eindrücklichen Videos durch die erlebnisreichen Landschaften Baden-Württembergs. Besonders die Verantwortlichen ganz unterschiedlicher Weideprojekte laden ein, Weidelandschaften, Weidetiere und deren Muhen, Grunzen, Suhlen, Meckern und Wiehern digital mitzuerleben und zu erfahren, welchen Einfluss sie auf die Natur haben. Familien, Naturfreundinnen und Naturfreunde oder einfach nur pandemiemüde Bürgerinnen und Bürger erfahren so mehr über praktischen Natur- und Artenschutz und können das Ländle von seiner tierisch wilden Seite kennenlernen. Lassen Sie sich inspirieren und klicken Sie sich auf www.youtube.com/user/umweltakademie durchs Naturerlebnisland Baden-Württemberg. Besuche der einzelnen Projekte vor Ort sind dann – je nach Pandemielage – hoffentlich auch bald wieder möglich.

Wo geht’s wild zu?

Weideprojekte im Großraum Stuttgart – vier Beispiele von ganz vielen in Baden-Württemberg

Ob Ziegen am Kappelberg in Fellbach, Lämmer zwischen Streuobstwiesen im Kirbachtal, Wasserbüffel in der Bottwaraue oder Alpakas in Oberstenfeld: Als lebendige Rasenmäher und tierische Naturschützer sind sie mit Biss und Schiss im Einsatz für Natur und Mensch.

Für jeden Standort finden sich große Pflanzenfresser, die Landschaften und Lebensräume bewahren helfen. Je nach Projekt werden vom Aussterben bedrohte Haustierrassen erhalten, die Palette landwirtschaftlicher Produkte erweitert (wie Mozzarella aus Büffelmilch) oder durch Wild-Freigehege Landnutzung direkt mit Erholungsnutzung verbunden.

Somit bringt naturnahe Beweidung Landschaftspflege, Heimatbewahrung und die Schaffung von Lebensräumen für bedrohte Tier- und Pflanzenarten sowie nachhaltigen Tourismus zusammen.

Akademie für Natur und Umwelt, Schafe der Familie Schuhmacher im Jagsttal

Lammfromm und wollig weich: Familie Schuhmacher bewirtschaftet mit ihren Schafen Weiden rund um Ochsenbach, Spielberg und Häfnerhaslach. Lammfleisch und Lammfelle werden direkt oder über Kooperationspartner vermarktet.

www.kirbachtal-lamm.de
www.kirbachhof-laden.de

Alpaca-Pärchen, AdobeStock_200001014

Alles begann mit einer Alpakawanderung zum Geburtstag: Heute führt Familie Deuring in Gronau selbst Besucherinnen und Besucher mit ihren eigenen Alpakas durch „die grüne Aue“ des Bottwartals.

www.bottwartal-alpakas.de

Akademie für Natur und Umwelt, Wasserbüffel der Familie Weigle in Großbottwar

Seit rund zwei Jahren grasen vor den Toren Großbottwars Wasserbüffel. Sie bringen die Landschaft in Form, stoppen die Verbuschung und sorgen für mehr Artenvielfalt. Davon sind Betreuer Gerhard Fahr und Familie Weigle überzeugt.

Günstiger als Motorsense und Rasenmäher: Die gefräßigen Ziegen von Heiner Negele mähen auf Anfrage der Stadt Fellbach am Hinteren Berg des Kappelberges Wiesen und nagen auch in den bereits verbuschten Flächen unerwünschte Pflanzen ab. Das zahlt sich auch ökologisch aus.

Claus-Peter Hutter / 17.04.2020 (Photo by Thomas Niedermueller / www.niedermueller.de)

Wieso, weshalb, warum?

Naturnahe Weideprojekte stehen im Fokus der NaturErlebnisWoche 2021. Drei Fragen an Claus-Peter Hutter, Leiter der Umweltakademie Baden-Württemberg

Wein Lese Land: Wieso steht die NaturErlebnisWoche dieses Jahr unter dem Motto „Wilde/Weide/Walks“?

Claus-Peter Hutter: Mehr denn je geht es darum, Naturerlebnis zu ermöglichen, Zusammenhänge zu verdeutlichen und Hintergründe aufzuzeigen. Die tierischen Vorfahren unserer Nutztiere wie Auerochse, Wisent und Wildpferd sowie die späteren Weidetiere haben zur Gestaltung und zum Werden der heutigen Kulturlandschaft mit ihrer Artenvielfalt – also unserem heutigen Naturerlebnisland – beigetragen. In ihrem Fell, an den Hufen oder über ihren Kot sorgten sie für die Verbreitung der Samen unterschiedlichster Pflanzenarten und damit für Artenvielfalt und die Biotopvernetzung. Diese Zusammenhänge sind heute kaum mehr bekannt.

Wein Lese Land: Weshalb gibt es kaum noch extensive Weidewirtschaft?

Claus-Peter Hutter: Intensive Landwirtschaft mit ganzjähriger Stallhaltung haben das jahrtausendealte Wechselspiel von Natur und Kultur, das eine unglaubliche biologische Vielfalt hervorgebracht hat, in den vergangenen hundert Jahren entkoppelt und in der Folge die Landschaft verarmen lassen. Denn unrentable Flächen wurden im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft nicht mehr genutzt, Nutztiere wurden und werden konzentriert in Ställen gehalten und Grünland wurde in intensiv bewirtschaftete Ackerflächen umgewandelt. Schuld daran ist auch die EU-Agrarpolitik, die eine extensive, naturnahe Weidetierhaltung zu wenig fördert.

Wein Lese Land: Warum sind naturnahe Weidelandschaften so wichtig?

Claus-Peter Hutter: Heute sind die Flora und Fauna des Offenlandes mit zahlreichen Arten von Heuschrecken, Wildbienen und anderen Insekten, mit Baum- und Wiesenpieper und vielen weiteren Vogelarten sowie Pflanzen wie Prachtnelke und Arnika und das ganze einst übliche Arteninventar vom Aussterben bedroht. Die naturnahe, extensive Weidehaltung kann dabei, wie viele Untersuchungen – etwa der Hochschule Rottenburg – bestätigen, Abhilfe schaffen. Auf Weideflächen entstehen Lebensräume für zahlreiche Insektenarten, die wiederum Nahrungsgrundlage für Amphibien, Reptilien, Vögel und 1O viele andere sind.

Die Umweltakademie

Der Grundstein für ökologisches und nachhaltiges Handeln wird im Kopf gelegt. Alle Bemühungen in Sachen Natur- und Artenschutz, Umwelt- und Ressourcenschutz können nur dann erfolgreich sein, wenn die Akzeptanz in der Bevölkerung geschaffen wird. Genau aus diesem Grund setzt die Umweltakademie Baden-Württemberg auf die breite Vermittlung ökologischer Zusammenhänge.

www.umweltakademie.baden-wuerttemberg.de