Wein Lese Land marbach + bottwartal 2/2018

Das Museum erstreckt sich über zwei Gebäude vom Neubau bis zum Geburtshaus – und verbindet somit Tradition und Innovation.

Der Neubau des Tobias-Mayer-Museum in Marbach eröffnet mit modernen Mitteln eine Welt, in der Naturphänomene kritisch hinterfragt werden.

Ein spannendes Erlebnis wartet in Marbach auf die Besucher des erweiterten Tobias-Mayer-Museums (Eröffnung 6. Oktober). Dort feiert die Naturwissenschaft ein Fest der Sinne. Die moderne Ausstellungskonzeption ermöglicht auf zwei Stockwerken nicht nur, alles über das Leben des 1723 geborenen Stadtsohns zu erfahren. Mehr noch fasziniert, Mayers Erkenntnisse über den Mond, die Positionsbestimmung (heute GPS), Kartografie, Festungsbau, Farbenlehre und Magnetismus mit interaktiven Elementen spielerisch erkunden zu können. Das ist nicht nur etwas für Naturwissenschaftsfans, auch Familien, Senioren und allgemein am Leben Mayers Interessierte dürften sich auf den beiden Stockwerken des Museums wohl fühlen. Und auf Schüler warten anschauliche Materialien.

Themen wie Navigation, Astronomie und Mathematik werden anschaulich präsentiert.

Der in Marbach geborene Tobias Mayer galt im 18. Jahrhundert als einer der bedeutenden Astronomen Europas. Er entwickelte unter anderem einen Fixsternkatalog und Winkelmessinstrumente. Die damals dominierende Schifffahrt zehrte von Mayers Erkenntnissen zur Positionsbestimmung. „Mayers Werk ist typisch für seine Zeit, als es darum ging, Phänomene nicht einfach hinzunehmen, sondern rational zu erkunden und zu hinterfragen“, erklärt Armin Hüttermann, Vorsitzender des Tobias-Mayer-Vereins.

Der Landwirt Hermann Breitenbücher und dessen Erben haben ihm das Gebäude überlassen, das dann vom Backnanger Unternehmer Hermann Püttmer auf eigene Kosten ausgebaut wurde. Seit 1988 kümmerte sich der Verein nur um den kleinen Altbau mit einer Ausstellung auf 18 Quadratmetern, jetzt dürfen die rund 250 Mitglieder sich über eine Fläche von 130 Quadratmetern freuen.

Das Leben Tobias Mayers ist im barrierefreien Altbau multimedial erfahrbar.

Tobias Mayer war als Forscher zunächst nur in Fachkreisen bekannt, aber die Gründung des Tobias-Mayer-Vereins im Jahr 1981 leitete eine regelrechte „Mayer-Renaissance“ ein. „Wir wollen zeigen, wie dieser Mann, der aus den einfachsten Verhältnissen stammte und früh Vollwaise war, sich im Selbststudium zu einem der großen Gelehrten seiner Zeit entwickelte“, sagt Armin Hüttermann, Vorsitzender des Vereins. Aus der Hand von Achmed Rasch, der in Mekka bereits das Astronomy Center eingerichtet hatte, entstand im Museum ein klug durchdachter erzählerischer Aufbau. So werden im Erdgeschoss die ersten Arbeiten Mayers multimedial aufgearbeitet. Auch der Arbeitsplatz eines Kupferstechers ist zu sehen.

Im Erdgeschoss kann man mit alten Instrumenten Messungen vornehmen.

Im ersten Obergeschoss dreht sich alles um die Astronomie. Dort wird anschaulich dargestellt, wie die Laufbahnen von Erde, Mond, Sonne und Planeten sich zueinander verhalten. Ein Segment des weltweit größten Mondglobus ist ebenfalls ausgestellt. Eine Bibliothek im Obergeschoss mit Blick über die Altstadt sowie ein gastronomischer Raum im ehemaligen Gewölbekeller komplettieren das Museum.

Tobias-Mayer-Museum
Eintrittspreise: Erwachsene 6 Euro, Schüler/Studenten 3 Euro, Kinder bis 10 Jahren Eintritt frei, Gruppenführung (max. 20 Pers.) 70 € + 3 €/Teilnehmer
www.tobias-mayer-museum.de