Wie man sich mit Schiller & Co. die Welt der Literatur nach Hause holen kann, zeigen die Museen auf der Schillerhöhe.

Ich bin auf den Bergen, Dresden zu, herumgeschweift weil es da oben schon ganz trocken ist. Wirklich habe ich diese Bewegung höchst nöthig gehabt, denn diese paar Tage, auf dem Zimmer zugebracht haben mir, nebst dem Biertrinken, das ich aus wirklicher Desperation angefangen habe, dumme Geschichten im Unterleib zugezogen, die ich sonst nie verspürt habe“, schreibt Schiller 1787 dem Freund Christian Gottfried Körner: „und wenn ich, Motion halber, in meinem Zimmer springe, so zittert das Hauß und der Wirth fragt erschrocken, was ich befehle.“ Der Grund für Schillers Homeoffice war ein Wintereinbruch mit Schnee und Hagel, keine Pandemie. Die Marbacher Literaturmuseen geben 13 Tipps, wie man sich mit Schiller & Co. die ganze Welt zu sich nach Hause holen kann.

Deutsches Literaturarchiv - An die Füße denken

1. Lesen

Lesen ist Eintauchen in eine andere Welt, Verreisen im Kopf, Rollenspiel, Sichselbstvergessen und Sichfinden. Friedrich Schiller hat in einigen seiner Dramen Frauenfiguren in den Mittelpunkt gestellt. Unser Lesetipp ist ein klassisches Eifersuchts- und Intrigendrama: Maria Stuart. Wer dann noch weiterlesen möchte: Kabale und Liebe, Schillers württembergische Variante von Romeo und Julia. Die Räuber, Schillers Erstling, hat bei seiner Uraufführung 1782 in Mannheim das Publikum zum Toben gebracht.

2. Leseforscher werden

Ein Forschungsschwerpunkt des Deutschen Literaturarchivs liegt aktuell auf der Leseforschung: Wie, wann, wo und warum lesen wir literarische Texte? Welche ästhetischen, aber auch körperlichen

Erfahrungen sind damit verbunden? Diese Fragen erforschen wir zusammen mit unseren Besucher*innen mit Fragebögen und empirischen Versuchsanordnungen und bald auch mit einer Lese-App, in der 50 kanonische Werke der deutschsprachigen Literaturgeschichte im Mittelpunkt stehen werden.

3. Literaturseher werden

In den nächsten Monaten erhalten viele Ausstellungen der Literaturmuseen Online-Fassungen, die Exponate zeigen, Themen vertiefen, virtuelle Führungen, Veranstaltungen und Diskussionen anbieten. Alle finden sich unter www.literatursehen.com. Eines der großen Projekte im Frühjahr 2021 gilt Schiller: Sechs berühmte Paten und 24 Stipendiat*innen beantworten mit Text- und Videobeiträgen die Frage „Fehlt Ihnen/Dir Schiller?

4. Mitmachen & 5. Mitschreiben

Bei vielen Forschungs- und Ausstellungsprojekten können alle Besucher*innen von zu Hause mitmachen – indem sie etwa aufschreiben, was ihr Lieblingszitat von Hölderlin oder Schiller ist. Einfach eine E-Mail an museum@dla-marbach.de schicken oder auf Facebook, Twitter oder Instagram posten unter #SchillerFreiSpiel bzw. #HölderlinBlumenLese.

6. Ein eigenes Literaturmuseum bauen

Wer möchte, der kann sein Mini-Literaturmuseum bauen – mit allem, was sie oder er sich darin wünscht: Buchstaben, Wörter, Handschriften, Bleistifte, Schreibmaschinen, Manuskripte, Bücher, Gefühle, Gedanken oder Figuren aus poetischen Welten. Fotografieren und an dieselbe Museumsadresse schicken wie unter viertens und fünftens #MeinLiteraturMuseum

7. Sich vorlesen lassen

Das Deutsche Literaturarchiv Marbach ist für viele, die Literatur lieben, erforschen, schreiben, verlegen, inszenieren oder aufführen, ein Ort, an den sie immer wieder gerne kommen. Einer dieser Marbach-Freunde ist der Schauspieler und Schriftsteller Hanns Zischler, der 2020 über 40 Gedichte und Prosatexte eingelesen hat: Hölderlin, Celan, Rilke, Mörike, Kerner, Goethe und eben Schiller. Anhören kann man diese Lesungen alle auf dem YouTube-Kanal des DLA.

8. Mit Kindern Literatur entdecken

Ebenfalls auf dem YouTube-Kanal gibt es Ausstellungsvideos speziell für Kinder – Anleitungen zum Entdecken, Selberschreiben und -basteln. Darüber hinaus hat Cornelia Funke Fragen von Kindern und Schulklassen beantwortet. Funkes extra entworfene Marbacher Alphabete gibt es zum Download auf der DLA-Website, ebenso ein Alphabet, in dem zahlreiche Schriftsteller*innenandschriften stecken.

9. Blättern

Alle Ausstellungskataloge und Bücher des Deutschen Literaturarchivs sind im Online-Shop erhältlich. Neu sind die kostenlosen Ausstellungsblätterbücher zu Schiller, Hölderlin, Mörike und anderen Themen auf der DLA-Website. Im Flipbook „Schiller spielen“ finden Menschen, die nicht mehr stillsitzen können, eine Anleitung zu einer etwas anderen Zimmergymnastik: Atem- und Bewegungsübungen mit Schillers Räubern.

10. & 11. Bei Veranstaltungen und Führungen dabei sein

Regelmäßig finden kostenlos öffentliche virtuelle Führungen und Veranstaltungen statt. Viele werden aufgezeichnet und sind danach auf dem YouTube-Kanal des DLA zugänglich.

12. In die Unterwelt der Literatur schauen

2021 beginnen zwei neue virtuelle Reihen, die direkt in die Magazine des Deutschen Literaturarchivs führen: das „Archivkino“ (mit Mitarbeiter*innen des DLA) und die „Archivbox“ (mit Gegenwartsautor*innen).

13. Sich mit der Familie oder Freunden im Literaturmuseum treffen

Buchen kann man Zoom-Führungen in vielen Themen-Varianten: Schiller, Hölderlin, Mörike, aber auch das 20. Jahrhundert, Kafka, Hesse oder Rühmkorf. Sie können von Dienstag bis Freitag zwischen 10 und 17 Uhr stattfinden, dauern 60 und 90 Minuten und kosten bei offener Teilnehmerzahl 45 beziehungsweise 60 Euro. Anmeldung mindestens 14 Tage vorher an museum@dla-marbach.de