Der Sommer verspricht, die bei allen vorhandene Sehnsucht nach Feiern, Genuss und Festen zu stillen. Mit einem guten Glas Wein lässt es sich richtig auskosten.

Endlich wieder die Menschen treffen, die einem am Herzen liegen. Sich mit Freunden verabreden, die ganze Familie zusammenbringen. Rausgehen, unterwegs sein, dem Leben schöne Momente geben und sie so richtig auskosten. Gelächter und Stimmengewirr genießen. Und natürlich mit einem Glas Wein auf das Wiedersehen anstoßen! Viel zu lange mussten wir darauf verzichten. Doch mit dem Frühling keimte die Hoffnung auf ein Stückchen Normalität, die ersten kleinen Feste und Feiern fanden statt und der Sommer verspricht, dass unsere Sehnsucht nach Gesellschaft und Genuss erfüllt werden kann.

Noch feiern wir anders, das haben die Winzer und Gastgeber beobachtet: „Man muss nicht überall dabei sein und immer höher, weiter und größer hinauswollen“, findet Andreas Roth vom Bioweingut Forsthof. Er schätzt an kleinen Veranstaltungen, dass er „sehr viel mehr Zeit für die Leute“ hat. „Wir wollen gesellig sein, aber anders. Wir werden neue Veranstaltungen entwickeln, die Tendenz geht zu kleineren Formaten“, erläutert Sonja Schult, Abteilungsleiterin Direktverkauf der Lauffener Weingärtner, zu dem der Käsbergkeller Mundelsheim gehört.

„Die Leute wollen wieder raus und sich treffen“, spürt auch Regina Jäger, Küchenchefin in Jägers Restaurant Schillerhöhe. Feste und Events sind kleiner, intimer und persönlicher – und viele davon finden direkt vor der Haustür statt. Mit den Einschränkungen, die Corona mit sich brachte, haben viele den Reiz des Bottwartals neu für sich entdeckt. Die Kulturlandschaft ist geprägt von malerischen Weinbergen an den Hängen und Streuobstwiesen, in denen es zur Blütezeit summt und brummt. Auf den Höhen thronen weithin sichtbar die Burg Hohenbeilstein mit dem markanten Bergfried „Langhans“ und die Stauferburg Lichtenberg. In den Städten und Dörfern laden historische Fachwerkhäuser oder ganze Straßenzüge, wie die Holdergassen in Marbach, zu einer Reise in die Vergangenheit ein.

Fachwerkhaus in Großbottwar

Schon Heimatdichter Thaddäus Troll wusste das zu schätzen und ist in seinem Buch „Deutschland deine Schwaben“ voll des Lobes für die Landschaft und die Menschen hier: „Eine Weinlese am Neckar oder im Bottwartal“ ist für ihn ein „unvergessliches Erlebnis“, wie er schreibt. Der „Menschenschlag, der längs des Neckars und seiner Seitentäler mit dem Wein in Koexistenz lebt, scheint sonniger, fröhlicher, toleranter, geselliger, musischer, kontaktfreudiger, leichter und witziger zu sein als der, der auf dem kargen Boden der rauhen Alb oder in den Tälern des Schwarzwalds gedeiht.“

Troll, hauptberuflich Journalist und Autor, war auch Weinkenner und -liebhaber. Zur Welt kam er als Hans Bayer am 18. März 1914 in Cannstatt. Ob er seinen Künstlernamen vom Trollinger herleitete, ist nicht eindeutig geklärt. Er selbst brachte verschiedene Begründungen für die Namenswahl in Umlauf, die von ihm bevorzugte lautete, dass er im alphabetisch geordneten Buchbestand links von Kurt Tucholsky stehen wolle. Troll war überzeugt, die Welt wäre „arm“ und ohne „fröhliche Farben“, würde es den Wein nicht geben, das für ihn ein „königliches Getränk“ sei, wie er in einem gleichnamigen Zeitschriftenartikel 1977 schrieb, während Wasser „für die Ochsen“ sei. Er sei zudem „ein elementares Getränk“, habe „etwas Verzauberndes und Verzaubertes“, was sich allein schon aus der geheimnisvollen „Wandlung“ von „süßem Traubensaft“ zu einem Getränk bemerkbar mache, das „mit sanfter Gebärde Bedrückungen mildern, Sorgen auflösen, Schmerzen lindern und den Sterblichen in ein befreiendes Glücksgefühl hineinzuversetzen“ könne.

Der Weinbau mit Rebenzeilen, gewundenen Feld- und Wirtschaftswegen und den vielen malerischen Wengerthäusle bestimmt das Landschaftsbild im Bottwartal. Die Schönheit des Landstriches hat sich herumgesprochen und lädt nicht nur Einheimische zu Spaziergängen und Wanderungen mit Picknick oder Einkehr in eines der vielen Gasthäuser ein: Großbottwar, Steinheim an der Murr und Marbach am Neckar sind ausgezeichnet als „Weinsüden Weinorte“.

Das Siegel der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) prämiert Städte und Gemeinden, die auf eine lange Geschichte des Weinbaus zurückblicken und über die Jahre ein breites weintouristisches Angebot entwickelt haben „Die ‚Weinsüden Weinorte‘ sind Aushängeschilder des Weintourismus im Land. In vorbildlicher Weise pflegen sie ihre traditionelle Beziehung zum Weinbau und machen dieses kulturelle Erbe sowohl für Einheimische als auch Urlauber erlebbar“, sagt TMBW-Geschäftsführer Andreas Braun. Es lohnt sich also immer, die Augen offen und nach den vielen Veranstaltungen der hiesigen Weingüter und Vereine Ausschau zu halten. Mit Aussicht auf die Weinberge schmeckt das Glas gleich nochmals so gut. (vey)

Der Weinbau bestimmt das Landschaftsbild im Bottwartal