Die großen Feste überlassen sie den anderen. Die Familie Roth vom Bioweingut Forsthof hat in der Coronapandemie entdeckt, dass Veranstaltungen im kleinen Rahmen viele Vorteile haben. Welche, das verraten sie hier.

Natürlich hätten sie beim Forsthof, wie wir alle, nur zu gern auf die negativen Auswirkungen von Corona verzichtet. Aber Andreas und Bettina Roth waren und sind fest entschlossen, das Beste aus der Situation zu machen. Dieser Wille, auch in schwierigen Zeiten den Optimismus zu bewahren, muss in den Genen liegen. Immerhin bewirtschaftet die Familie Roth den Forsthof, früher „Rother Hof“ genannt, schon seit 1754. Wer sich so lange halten kann, muss vieles richtig gemacht haben und sich immer wieder an veränderten Gegebenheiten anpassen. Die Freude am Ausprobieren und an der Entwicklung von Neuem ist den jetzigen Besitzern anzumerken.

So haben sie sich auch in der Coronazeit Neues einfallen lassen. In der Weinlaube steht ein Weinautomat, der Genießer rund um die Uhr mit dem wertvollen Rebensaft, aber ebenso mit Alkoholfreiem und kleinen Leckereien versorgt. Sogar Gläser stehen bereit, mit denen man sich gemütlich in der Laube niederlassen kann. Da viele Wanderer vorbeikommen, werden die Gläser schon mal mit in den Weinberg genommen, doch das macht den Roths nichts aus. Die Erfahrung zeige, dass sich die Leute als äußerst dankbar erweisen und fair verhalten. Es braucht kein Schild und keine Aufforderung, sie bringen die Gläser von ganz allein zurück.

Der Weinautomat war nur eine der Veränderungen. Da Feste im großen Rahmen nicht möglich waren, konzentrierte sich Familie Roth in den vergangenen zwei Jahren auf Verkostungen, bei denen sie sich eingehend um ihre Gäste kümmern konnte. Die Erfahrungen seien auch hier durchweg positiv. Der Aufwand sei geringer, auch das Risiko. Und vor allem, sagt Andreas Roth, „hatten wir sehr viel mehr Zeit für die Leute“. Sein Fazit: „Man muss nicht überall dabei sein und immer höher, weiter und größer hinauswollen.“ Seine Frau Bettina ist genauso wie ihr Mann davon überzeugt, dass es nicht zu ihnen passt, auf jedes Boot aufzuspringen, alles mitzumachen und möglicherweise die so wertvollen persönlichen Begegnungen zu vernachlässigen.

Andreas und Bettina Roth vom Weingut Forsthof

Die Roths möchten die Menschen persönlich treffen und vor Ort haben. Diese Bindung ist ihnen wichtig, das sei ihnen klarer denn je, sagen sie. Sie bieten bei den Weinproben Führungen an, zeigen den Keller, gehen mit den Gästen in die Weinberge und schaffen so Transparenz. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Auf den Forsthof kommen überwiegend Privatkunden. Sie hielten auch während des pandemiebedingten Lockdowns Kontakt. Die Zahl der Weingenießer wurde sogar noch größer, auf einmal wurde die Region neu entdeckt und damit der regionale Weinbau.

Doch nicht nur das Regionale und die persönliche Betreuung, sondern auch der biologische Anbau der Forsthof-Weine wird von den Kunden positiv wahrgenommen. Auf den 12 Hektar Rebfläche zwischen Kleinbottwar und dem Lichtenberg verzichtet Andreas Roth auf chemisch-synthetische Spritz- und Düngemittel und stellt die Gesundheit der Reben in den Mittelpunkt seiner Arbeit im Weinberg. So baut er seit 2008 sogenannte Piwis – pilzwiderstandsfähige Rebsorten – an. Der Winzer spielt außerdem gern mit seinen Weinen und probiert immer wieder Neues aus, zum Beispiel den Pétillant Naturel“, einen trockenen, hefetrüben und spontan vergorenen Perlwein.

Das Ergebnis seiner Experimentierfreude und Fürsorge für die Weine und die Natur kann sich sehen lassen: 2021 konnte sich der Forsthof gleich mehrfach über Gold bei der vom Weinbauverband Württemberg durchgeführten Weinprämierung freuen. Auch über das Ländle hinaus weiß man längst seine Weine zu schätzen, so wird der Forsthof im Falstaff Weinguide 2021 unter den Spitzenweingütern aufgeführt und der Gault Millau 2021 spricht ebenfalls eine Empfehlung aus.

Setzt das Bioweingut beim Weinanbau auf Qualität statt auf Masse, gilt das auch für die Veranstaltungen. Natürlich hat der Forsthof am 22. Mai wieder an der Kultveranstaltung „Wein, Wandern und Genuss“ teilgenommen. Dabei wurde die Gutsschänke geöffnet und Außenbewirtung angeboten. Traditionelle Gerichte aus der bewährten Roth’schen Familienküche und eine große Weinauswahl erwarteten die Gäste. Sabine Keller präsentierte sinnliche und erheiternde Märchen zu Wein, Weib und Mann. Ganz bestimmt haben die Wandernden das Angebot mit Begeisterung aufgenommen. Aber mindestens genauso gern werden die Forsthof-Fans die kleinen, feinen Veranstaltungen besuchen oder den Picknickkorb packen, sich am Weinautomaten bedienen und in der Laube oder den Weinbergen die Bioweine genießen. Genau diese Genusssuchenden sind es, die Andreas und Bettina Roth erreichen wollen, denn sie möchten „nicht die Masse bedienen“, ihnen ist es am wichtigsten, dass „es den Leuten bei uns gefällt und schmeckt, dass wir ehrlich familiär und immer erreichbar sind“. Der Geselligkeit tut dies keinen Abbruch, im Gegenteil. (aha)

Weingut Forsthof
Andreas Roth GbR
Forsthof 4
71711 Steinheim/Kleinbottwar

Telefon 0 71 48/61 34
Fax 0 71 48/40 11
info@weingut-forsthof.com
www.weingut-forsthof.com
Öffnungszeiten Vinothek:

Dienstag–Freitag 9–12 Uhr, 14–18 Uhr, Samstag 8–14 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung

Die Gutsschänke hat 2022 an folgenden Tagen geöffnet: 18.–22. Mai, 2.–6. Juni., 27.–31. Juli, 7.–11. September, 30. September–3.Oktober, 28. Oktober–1. November

Weingut Forsthof Weinautomat